Geschichte

Geschichte

Wissenswertes über Venningen im Lauf der Zeit

An die 1500 Jahre zählt die Geschichte unseres Dorfes.

Geschichr von Venningen

Viel älter jedoch ist seine Flur ringsum, der Boden, der es trägt, die Landschaft, in die es gebettet ist; ihre Alter reichen an die Jahrtausende. Es dürfte daher nicht ohne Interesse sein, wenn wir zunächst einen Blick werfen auf die älteste Vergangenheit unseres Bodens und unserer Landschaft, in das Leben und Weben jener Siedler, die vor unseren eigentlichen Vorfahren und Heimatgenossen hier lebten, wirkten und sich tummelten.

Ca.35 bis 20 Millionen Jahren

Nicht von alters her war die Rheinebene vorhanden. Vielmehr bildeten noch im Mittelalter unserer Erdentwicklung Vogesen, Haardt, Schwarzwald und Odenwald ein einziges, zusammenhängendes Gebirge. Da brachte eine nachher einsetzende Periode der Erdgeschichte gewaltige Veränderungen. Der Rücken dieses Gebirges barst, die zerbrochenen Schollen versanken unter häufigen, teilweise furchtbaren Erdbeben in der Tiefe, und es entstand ein lang gestreckter süd- nördlich gerichteter Graben, eine Meeresenge, die dann infolge weiterer Verschiebungen abgeschnürt und in einen Binnensee umgestaltet wurde. Schwarzwald, Odenwald, Vogesen und Haardt mit ihren einander zugekehrten Bruchrändern bildeten die Ufer dieses süddeutschen Binnenmeeres. Aber noch war nicht Ruhe in der Entwicklung unseres Kontinents; neue Veränderungen folgten. Die Wasser des Rheines, die sich ehedem teils nach der Donau, teils nach der Rhone ergossen, wurden durch die Schuttwälle alpiner Gletscher von diesen Strömen abgedrängt und wälzten sich nunmehr in die heute nach ihm benannte Ebene. Sie führten Gerölle aller Art, Sand und Schuttmassen in ungeheueren Mengen mit und setzten diese auf dem Boden unseres Binnenmeeres ab. So entstand im Zeitraum des sog. Diluviums immer mehr und mehr der Boden der heutigen Rheinebene, die nach Durchbruch der Gewässer bei Bingen trockengelegt wurde, und nur noch in ihrer Mitte ein Rinnsal zurückließ - den Rhein. In dieser sog. Diluvialzeit war das Klima Mitteleuropas, und somit auch unserer Pfalz, viel wärm8r als heute, so dass hier Pflanzen und Tiere heimisch waren, die jetzt nur noch in heißen Ländern zu finden sind. Zu letzteren gehörten das Rhinozeros, das Flusspferd, der Höhlenlöwe und das Mammut. Das Mammut war eine Elefantenart, welches eine Höhe von etwa sechs Metern erreichte und gänzlich ausgestorben ist. Außer diesen Tieren lebten hier damals noch das Rentier, das Elen und der Höhlenbär

Zweite Eiszeit

Auch unsere Heimatflur ist Zeuge der einstigen Existenz jener Tiere der Urzeit. So fand man im Jahre 1885 bei Altdorf einen zwei Meter langen Stoßzahn, ein Stück eines Schienbeins und viele Backenzähne eines Mammut. Gleichzeitig und in furchtbarem Kampfe mit diesen Tieren lebte damals in unserer Gegend der diluviale Mensch, dessen Wohnstätten Höhlen waren. Diese Höhlenbewohner sind die ältesten und ersten Bewohner unserer Gegend.

Ca. 5000 - 2500 vor Christus

Sie nährten sich hauptsächlich vom Fleische des Höhlenbären und kleideten sich mit dem Felle desselben. Ihre vorzüglichste Waffe war der Feuerstein, ihre Werkgeräte waren roh bearbeitete Steine. Viele Forscher nennen diese ältesten .E:uropäer "Steinvölker" und den älteren Abschnitt der ganzen Epoche "ältere Steinzeit", die vor dem Jahre 5000 v. ehr. liegt. In dem nachfolgenden Teil der Steinzeit lernten die Menschen, ihre steinernen Geräte und Waffen zu schleifen und zu glätten und ihnen regelmäßige Formen, Flächen und Schneiden zu geben. Dieses Fortschrittes wegen bezeichnet man die ganze Periode als jüngere Steinzeit. Sie gehört bereits der geologischen Gegenwart an und endigt um 2500 v. ehr. Wer die Bewohner waren, die damals unser Rheintal bewohnten, wissen wir nicht. Aber bekannt ist uns, daß jene Menschen damals noch nicht Ackerhau und Viehzucht betrieben; sie wohnten in geschlossenen Siedlungen, kannten die Weberei und besaßen in der Herstellung von Töpferwaren große Geschicklichkeit. Ihre Toten bestatteten sie in hockender Stellung, gaben den Männern ihre Steinwaffen nebst Schmuck mit ins Grab, den Frauen Hausgeräte aus Stein und Gefäße mit Speise und Trank. Auch in unserer Gemarkung fand man im Duttweilerweg ein Hockergrab, die damit Zeuge und Bewffis geworden ist von der Existenz damaliger Siedler auf unserem Boden.

Ca. 2500 -1200 vor Christus

Gegen Ende dieser Periode bewohnten Kelten - ein arischer Menschenschlag - das Rheintal. Sie waren ein kriegerisches Bauern und Hirtenvolk und wohnten in zahlreichen Dörfern am Rhein, an der Haardt, am Donnersberg und in der Tälern des Glan und der Blies. Den Bergen und Flüssen, so dem Rhein, der Nahe, der Alsenz und dem Glan, dem Donnersberg u.a. gaben sie ihre Namen; keltisehen Ursprungs sind die Städte Straßburg (Argentoratum), Worms (Borbetomagus), Mainz (Moguntiacum), Speyer (Noviomagus) u.a. Später fertigten die Kelten Pferdegeschirr und Ackergeräte, Pflug, Ketten, Sichel, Hacke, kurzum alles aus Bronze. Bronzen waren der Schmuck von Männern und Frauen, die Ringe an Hals, Armen und Beinen; nur die Fürsten schmückten sich mit Gold. Aus Bronze waren auch die Waffen der Krieger: Helm, Beil, Schild usw. An Bronzefunden unserer Gegend sind folgende nennenswert: Venningen, in der Gewanne Altweid: eine Urne mit Bronzeringen

Ca. 700 vor Christus

Im letzten Jahrtausend v. Chr. kam auch das Eisen in Gebrauch. Es war anfangs sehr selten; doch verdrängte es sehr rasch die Bronze, so daß um das Jahr 700 v. Chr. alle Waffen und Werkzeuge aus Eisen hergestellt wurden. Diese Zeit bezeichnet die Geschichte als Eisenzeit. So aufstrebend das keltische Volk zu sein schien, so war es ihm doch nicht beschieden, sich frei und eigenartig entwickeln zu dürfen. Zwei mächtige Völker griffen dasselbe mit überlegenen Kräften an, die Germanen von Osten und die Römer von Süden. Ihren vereinten Schlägen erlag das unglückliche Volk hauptsächlich infolge seiner Uneinigkeit und Zerrissenheit; nur noch unbedeutende Reste haben sich erhalten im westlichen Frankreich und auf den britischen Inseln.

Ca, 58 vor Christus

Lange schon vor Christi Geburt galten die Römer als das mächtig: ste Volk der Erde. Sie machten immer neue Eroberungen und waren um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts über Gallien (das heutige Frankreich) bis zum Rheine vorgedrungen. Hier,im oberen Elsaß, kam es 58 v. Chr. zum furchtbaren Zusammenprall der Legionen des römischen Feldherrn Julius Caesar mit den kriegsmutigen Scharen des germanischen Volkskönigs Ariovist. Tagelang dauerte das Ringen, schwankend bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, bis schließlich römische Kriegskunst über germanische Tapferkeit siegte. So ging das kaum gewonnene linke Rheinufer den Germanen wieder verloren, und Julius Caesar machte bald darauf den Rheinstrom zur Grenze zwischen Germanien und dem Römerreich.

Römerzeit

Über vierundeinhalb Jahrhunderte blieben nun die Römer am Rhein. Ihr Hauptquartier hatten sie in Mainz aufgeschlagen, und die Zahl der Besatzungstruppen betrug durchschnittlich acht Legionen zu je 6000 Mann. In rascher Folge wurden die Mittelpunkte des Landes und die Hauptorte der Bezirke mit einem Netz fester Straßen verbunden, um den Truppen Märsche und Verschiebungen möglichst zu erleichtern. Teile solcher Straßen - sie sind beim Volk unter den Namen "Römerstraße", "Hochstraße" oder "Heideweg" bekannt - sind auch heute noch überall im Lande zu finden. Römischen Ursprungs scheint auch das durch unsere Gemarkung von Ost nach West ziehende, acht Meter breite, ausgesteinte " Reitergässel " zu sein.
Fördernd, wegweisend und befruchtend wirkte der Römer Umgang auch auf die Gesittung und Lebensführung der heimischen Bevölkerung. Rheinische Jünglinge traten in römische Dienste, Mischehen wurden geschlossen, und von den Mittelpunkten römischer Kultur verbreiteten sich Sitte und Sprache der Römer übers ganze Land , Nicht zuletzt verdanken wir römischen Soldaten die erste christliche Saat in unseren Landen, und vor dem 4.Jahrhundert schon war Germania prima, wie es seit 318 hieß, kirchlich geordnet, und in den Akten der Kölner Synode vom 12. Mai 346 erhalten wir Kunde von dem geschichtlich zuerst bezeugten Bischof Jesse von Speyer (Die ununterbrochene Reihenfolge der Speyerer Bischöfe steht erst seit dem Jahre 650 fest).

In unserer eigenen Gemarkung förderte man einen Ring von vorzüglichem Messing zu Tage. In der Gewanne " Altweid " stieß Ende der neunziger Jahre ein hiesiger Bauer auf eine römische Urne mit Glasgefäß und Münzen. Im "Goldbüschel" weist die Tradition hin auf einen großen Fund alter Goldmünzen; wer sie schlagen ließ, aus welcher Zeit sie stammten und in wessen Besitz sie übergingen, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Im Dorfe selbst stieß man vor Jahren "am Tränkerweg" beim Ausstechen der Fundamentschachte einer Scheune (Schmied Rohr, Hausnummer 198) auf Ziegel, welche einen Pflasterboden zu bilden schienen. In der Gewanne "PfaffengärteI" streifte der Pflug des öfteren altes Gemäuer und Fundamente von Gebäulichkeiten. Dort entdeckte man auch einen alten Brunnen, der dann wieder mit Balken und Erde überdeckt wurde. Aus diesen letzten Funden und Tatsachen schließen zu wollen, daß Venningen früher weiter östlich lag, ist nicht hinreichend be~ründet, vielmehr ist anzunehmen, daß sich im "Pfaffetlgärtel" irgend eine römisehe Anlage oder Niederlassung befand, sei es ein bur~s, eine kleine römische Festung, sei es ein römischer Gutshof, eine villa rustica oder dergleichen. Ich neige zu letzterer Ansicht, namentlieh deshalb, weil die ganze Anordnung der zwar verschütteten, aber noch stellenweise vorhandenen Fundamentreste und Bruchstücke auf die frühere Anlage von Wirtschaftsgebäuden hinweist, die wiederum von einer Mauer umfriedet schienen. Bekannt ist es und vielfach erwiesen, daß die Remer in den beiden ersten Jahrhunderten nach Christus, innerhalb welchen Wohlstand und Ruhe in den rheinischen Provinzen herrschte, in der Nähe ihrer Verkehrswege gar viele einzeln stehende Gehöfte, Landhäuser , Bauernhöfe, Badeanlagen u.a.m. errichteten. Was ander5'soll nach diesen äußeren Anzeichen im "PfaffengärteI" gestanden sein als der geschlossene Einzelhof eines römischen Kolonisten, den die nach folgenden Völkerstürme in Schutt und Asche legten und dann die Pflugschar begrub?
Die ganze Fläche ist alter Kulturboden und ging frühzeitig in klösterlichen Besitz über; daher auch der Name "PfaffengärteI". Leider wurden gar viele derartige Entdeckungen und Funde aller Art nur wenig beachtet. Deshalb wurden sie bzw. ihre Kenntnis der Nachwelt selten erhalten. Ohne Zweifel sind in unserer Gemarkung, so vor allem im "PfaffengärteI", "Goldbüschel" , "Altweid" u.a.O. der Altertümer noch viele vergraben. Könnten sie mehr oder minder restlos zu Tage gezogen werden, so würden bewegte Bilder sich unseren staunenden Augen entrollen, und vergangene Jahrhunderte, ja Jahrtausende in bunter Lebendigkeit an uns vorüberziehen.

Ca. 403

Längs des Stromes sammelten Vandalen und Alemannen, Ala= nen und Heruler, Sachsen und Burgundionen u.a. ihre Kräfte und stieBen, wild aufschäumenden Wellenschlägen gleich, hinüber ins Römerreich. Den römischen HeeresstraBen folgend zogen damals über unserer Heimat fast menschenleeren Gaue hinweg mit Weib und Kind und aller Habe die Alemannen. Mit Staunen sahen sie hier eine neue Kultur. Aber ihrer Sitten und Gewohnheiten wilde Art und der eingefleischte HaB gegen alles Römische ließen Städte und Dörfer und alles, was sonst die Römer geschaffen, in Flammen aufgehen, in Trümmer sinken. "Zerschlagen wurden die stolzen Tempel der Götter samt ihrer kunstreichen Götterbilder, zerschmettert der hohen Aquädukte Bogen und Pfeiler, dem Erdboden gleichgemacht die Mauern und Wälle der Kastelle und festen Plätze, und in eine Wüste verwandelt we~te blühende Fluren und Pflanzgärten.

Ca. 450

Kaum jedoch hatten die Alemannen von unserer Heimat Besitz ergriffen, da schritten um das Jahr 450 der Hunnen wilde Horden über die schönen Rheinlande hinweg - vor ihnen Schrecken und Flucht, mit ihnen Mord und Sklaverei, hinter ihnen grauenvolle Verwüstung, Hunger und Pest. Die rheinischen Städte Mainz, Worms, Speyer und Straßburg und mit ihnen ungezählte ländliche Siedlungen sanken abermals in Schutt und Asche. Diesem verheerenden Zuge traten Franken, Burgunder, Westgoten und Römer entgegen und versetzten Attila, "der Geißel Gottes und des Rheinstroms Verwüster", nach dreitägigem, mörderischem Ringen auf den Katalaunischen Feldern (Catalaunum = Chalons- sur-Mame) im Jahre 451 eine vernichtende Niederlage. In Schwärmen, wie sie gekommen waren, flüchteten die Hunnen wieder nach Osten und über den Rhein. Noch einmel rächten sie sich an unserer unglücklichen Heimat, indem sie auch noch das niedertraten, was ihrer ersten Brandflut entgangen war.

Ca.495

Gegen Ende des fünften Jahrhunderts verwickelten sich die Alemannen und Franken in blutige Kämpfe. Der Frankenkönig Chlodwig suchte die Alemannen in ihrem eigenen Lande heim und zwang sie in kurzer Zeit zu völliger Unterwerfung. Siedelnd drangen jetzt die Franken auch in unsere Gegend ein und wo einst freie alemannische Bauern die ehemals römischen Fluren bestellt hatten, taten es nunmehr die zurückgebliebenen als zinspflichtige Untertanen, als Leibeigene fränkischer Edlinge.

Ca.480

Die Entstehung Venningens reicht frühestens in den Zeitabschnitt der Besiedelung unserer Gegend durch die Alemannen zurück. Zunächst ist hier der Name unseres Dorfes selbst zu nennen. Sein erster Teil, das Stammwort "Venn" entstand aus "Vano" oder "Wano", dem Namen des Familienc oder Sippenhauptes. Die Silbe "ingen" dagegen weist ihrerseits auf die Abstammung von jenem Sippenhaupte hin und bedeutet soviel wie Söhne, Abkömmlinge, Nachkommen. Der Name Venningen bezeichnet somit den Geschlechtsverband, die Familiengruppe, die Sippe des "Vano" oder "Wano". In Verbindung mit der althochdeutschen Präposition "zuo", "zu", "ze" etc. - in unserem Falle also Zuove= ningon, Zeveninga, Zevenningen - bedeuten derlei Komposita in der alten Sprache eine Zugehörigkeit, ein Besitzverhältnis. Somit ist dieses dativische Patronymikum die Bezeichnung für all das, was der Sippe - in unserem Falle der Sippe des "Vano" sowohl an Familienmitgliedern als auch an (Land= bezw. Grund=) Besitz zugehörte.

Ca. 506

Eine neue Zeit indessen leuchtete Land und Leuten unserer Gegend auf. Chlodwig, dem Herrschergeschlecht der Merowinger entstammend, trat an Weihnachten 506 im Dome zu Reims zum Ohr At nl;um über; ihm folgten mehr als 3000 edle Franken seines Gefolges. Gar bald durchzogen auch unser Land christliche Glaubensboten - um 576 der hl. Rupert von Worms, um 670 der hl. Disibod, um 740 der hl. Pirmin - und brachten unserem Volk außer den Lehren des Heils auch den Segen christlicher Sitte und Kultur. Um das Jahr 750 kam auch der hl. Bonifatius, der Apostel Deutschlands, zu uns in die Pfalz und verweilte mehrere Tage im Kloster des hl. Pirmin zu Hornbach. Wie rasch übrigens und nachhaltig das Christentum bei uns Boden faßte, erhellt daraus, daß bereits um das Jahr 610 das Bistum Speyer gegründet bezw. wiedererrichtet werden konnte. Seitdem ist unsere Bischofsstadt die Metropole des Speyergaues

Ca.600

Nach dem furchtbaren Zusammenprall der Alemannen und Franken und dem Einströmen der letzteren in die alemannischen Gebiete unserer Pfalz zu Beginn des 6.Jahrhunderts sehen wir die Siedungen unserer alemannischen Vorfahren in den Besitz der fränkischen Eroberer übergehen und die alemannischen Siedler selbst soweit sie nicht geflohen, zu Untertanen der Franken werden. Damals wurde auch Venningen und wenn die Folgerung berechtigt ist - die übrigen "ingen"-Orte unserer Gegend fränkischer Hoheit unterstellt. Grund und Boden, soweit er nicht den zurückgebliebenen Alemannen belassen blieb, ging teils an die fränkischen Großen, teils an die merowingische Krone über.

Im Jahr 859

Unter den übrigen Grundherren der ältesten Zeit auf hiesigem Boden erscheinen um das Jahr 859 vier Lehensträger, die damals ihren reichen Güterbesitz dahier einschließlich 30 Leibeigenen an die Speyerer Domkirche verschenkten. So schenkten zum Heile ihrer Seelen (pro remedio animae) vier Vasallen, nämlich Salaman, Folcuin, Gunthrecht und ein weiterer Salaman (et iterum Salaman) der Domkirche zu Speyer viele Güter und Gefälle im Anglach und im Speyergaue. Hierzu zählten auch ihre in der Venninger Gemarkung (in Uueningo marca) gelegenen Güter mit allen Zugehörungen. Überdies wurden noch überlassen 30 Leibeigene jeden Geschlechts und Alters, denen die Bewirtschaftung oblag und deren Namen eigens in der Stiftungsurkunde aufgezählt sind. Außerdem wurde dieser Schenkung die ausdrückliche Bedingung angefügt, daß der damalige Oberhirte des Speyerer Stuhles, Bischof Gebhard I. (8~7 - 880), als Lehensherr der Schenkgeber, und dessen Schwester Albheid ( Adelheid) den lebenslänglichen Genuß all dieser Güter unter königlichem Schutz erhalten sollten.

29.April 859 - Urkunde - Ludwig der Deutsche

Dem Wunsche des Bischofs gemäß bestätigte Ludwig der Deutsche (843 - 876).diese Stiftung durch königliche Urkunde in seiner Pfalz zu Frankfurt am 29.April 859. Diese, in lateinischer Sprache abgefaßte Urkunde hat in wesentlichen Teilen folgenden Wortlaut:
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit (erklären Wir) Ludwig, von Gottes Gnaden König: Wenn Wir den berechtigten Bitten unserer Getreuen gnädiges Gehör leihen, so erfüllen Wir damit, wie sich's ziemt, eine königliche Obliegenheit und bewirken zugleich, daß uns jene umso treuer und ergebener dienen. Darum sollen (durch diese Urkunde) alle eifrigen Getreuen der heiligen Kirche Gottes und Unserer Majestät jetzt und künftig folgendes erfahren: Ein erlauchter Mann und ehrwürdiger Bischof mit Namen Gebahard erschien vor Uns im Beisein Unserer Großen und wandte sich an das Wohlwollen Unserer Majestät mit der Bitte, Wir möchten seinen Mannen namens Salaman, FOlcuin, Guntprecht und einem anderen Salaman die Erlaubnis gewähren, ihr Eigenturn dem Liebfrauenmünster in der Gauhauptstadt Nemeta oder Speyer zu übertragen.
Wir nahmen diese Bitte mit geneigtem Ohr auf und schickten als Unsern Sendboten den ehrwürdigen Bischof Gunzo (von Worms) nach jenen Gegenden mit dem Auftrag, durch Augenschein festzustellen, wo die genannten Güter gelegen und wie fruchtbar sie seien; auch sollte er sich sorgsam vergewissern, ob es denn auch der Wunsch der in jenem Münster wohnenden Brüder (der Speyerer Domherrn) sei, daß so gehandelt werde oder nicht. Besagter Bischof Gunzo berichtete Uns nach seiner Rückkehr, die an jenen Orten (Nemeta et Spira) weilenden Brüder seien in dieser Angelegenheit mit allem einverstanden; was übertragen werden solle, sei bestes Gut, Dörfer und Bauern sowohl als bestellter und unbestellter Grund und Boden. So konnte die Übertragung vollzogen werden. Gebahard kam abermals in den Kreis Unserer Großen und brachte Uns ein Schrift=stück zu Gesicht, worin verzeichnet stand, daß seine vorerwähnten Lehensmannen Salaman, Folcuin, Guntprecht und der andere Salaman um ihres Seelenheiles willen der Marienkirche, die in der Gauhauptstadt Nemeta oder Speyer erbaut ist, übertragen haben: Eine geweihte Kirche mit den Zehnten, die aus drei Dörfern dahin entrichtet werden, sowie einen umzäunten Hof, einHerrenhaus mit seinen Nebengebäuden und Salland von 18 Mansen im Anglachgau und zwar in Rheinsheimer Gemarkung gelegen, jede Manse mit 30 ausgemessenen Tagwerken, Wiesen und Ackerland. Ferner in Marelheimer Gemarkung drei (kleinere) Höfe mit allem, was von Rechts wegen dazu gehört, und in Rheinsheimer Gemarkung 15 Höfe und die Hälfte des Waldes, Bifleoz, um darin zweihundert Schweine zu mästen. Im Speyergau und Zwar in Venninger Gemarkung soviel Weinberge, als zwei Fuhren ertragen, und dreißig Leibeigene jedes Geschlechtes und Alters, deren Namen in dem Schriftstück der Schenkgeber verzeichnet sind. Einbegriffen ist alles, was zu den aufgeführten Besitzungen von Rechts wegen gehört, als da sind Wälder, Wiesen, Weiden, bebaute und unbebaute Felder, stehende und fließende Gewässer mit natürlichen oder künstliche Zu und Abläufen, was man und wie man es nennen mag; und schließlich auch das, was immer man daselbst noch erarbeiten kann, indem man die Güter verbessert oder erweitert.
All das haben sie (die vier bischöflichen Lehensträger) ungeschmälert der obbezeichneten (Speyerer Bistums) Kirche zu eigen gegeben so sollen die vorgenannten Güter bei dem besagten Gotteshause (zu Speyer) für ewig verbleiben .Wir (König LUdwig) befahlen nun, das Schriftstück (Bischof Gebhards) Uns vorzulesen, nahmen Kenntnis von der (darin berichteten) übergabe und ließen folgende Bekundung Unseres königlichen Wohlwollens ausfertigen:
Wir beschließen und befehlen hiemit, daß keiner Unserer Nachefolger, geschweige denn ein Graf oder sonstiger Machthaber hiegegen verstoße Niemand soll gegen die Übergabe jemals irgend einen Widerspruch oder gar ,Widerstand wagen. Und damit die Rechtskraft dieser Schenkung und Unsere Bestätigung desto fester bestehe und durch kommende Zeiten von allen Getreuen der heiligen Kirche Gottes und Unsern Getreuen, den jetzigen wie den zukünftigen, anerkannt und umso sorgfältiger bewahrt werde, haben Wir diese (Urkunde) mit eigener Hand unterzeichnet und sie durch Aufdruck Unseres Ringes besiegeln lassen. Zeichen ~ Ludwigs, des erhabensten Königs.

Ich, Notar Comeatus, habe an Stelle des Kanzlers Witgari (Vorstehendes) überprüft und unterschrieben. Gegeben am dritten Tag vor Maibeginn des Jahres, das durch Christi Gnade das 26. der Regierung Herrn Ludwigs, des erhabensten Königs in Ostfranken , ist, in der 6. Indiktion. Geschehen in der Königspfalz zu Frankfurt.

In Gottes Namen wohlan I Amen, amen, amen.

Im Jahr 879

Die nächste urkundliche Erwähnung von Venningen erfolgt zusammen mit Fischlingen (Großfischlingen) um das Jahr 879. Durch königliche Huld schenkte Ludwig der Jüngere, des Deutschen Sohn, dem Bischof Gebhard I. auf dessen Bitte sein Hofgut zu Venningen und Großfischlingen ("in villa Veninga et in alia villa, que nominatur Visgelinga"), insgesamt drei Mensen Ackerland, d.s. ca 200 Morgen, und zwar 2 Mensen zu Venningen und 1 Mense zu Fischlingen. Gleichzeitig wurden noch mitübertragen die Leibeigenen Risolf, Suentgart, Reginbald, Risolf, Adelheid und deren Söhne Der Ausdruck "villa" deutet hin auf einen bewohnten Ort mit Gemeindeordnung und einer gewissen Selbständigkeit im Gegensatz zu "locus", der lediglich einen bewohnten Platz ohne Gemeindeverfassung bezeichnet.

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